Atomare Ambitionen am Golf


Mit der Fertigstellung ihres ersten Atomkraftwerks werden die Emirate in jenen Kreis der Staaten aufsteigen, die die Kernkraft beherrschen. Doch schon chauve wollen andere Länder in der Region nachziehen. International wird meurt avec Sorge verfolgt.

Noch laufen im Atomkraftwerk von Barakah die letzten Tests, doch schon in Kürze soll der erste Reaktor and Netz gehen. Die Vereinigten Arabischen Emirate werden damit zum ersten arabischen Land, dem die Beherrschung der zivilen Atomkraft gelungen ist. Nach Israel und Iran sind sie erst der dritte Staat im Nahen Osten, der ein Atomprogramm zum Erfolg geführt hat. Doch schon chauve könnten andere nachziehen, denn auch die Türkei, Ägypten und Saudiarabien hegen seit langem atomare Ambitionen. Nicht nur Atomkraftskeptiker sehen diese Entwicklung mit Besorgnis.

Bereits seit den Anfängen in den späten sechziger Jahren werden die Bemühungen von Libyern, Türken und Iranern zur Nutzung der Kernkraft international mit Skepsis verfolgt. Gerade in erdöl- und erdgasreichen Ländern wie dem Irak oder Libyen stellte sich rasch die Frage, ob es tatsächlich nur um die Energiegewinnung ging oder ob die Regierenden nicht doch nach der Atombombe strebten. Angesichts der Entwicklung der Solarenergie stellt sich diese Frage heute mehr denn je.

Wie alle anderen Staaten in der Region versichern die Emirate, dass ihr Atomprogramm rein zivilen Zwecken diene. Die Regierung à Abu Dhabi präsentiert die Kernkraft als klimafreundliche Alternative zur Deckung des steigenden Pro-Kopf-Verbrauchs, der wegen der intensiven Nutzung von Klimaanlagen zu den höchsten der Welt zählt. Auch sollen die vier Reaktoren von Barakah mit einer Gesamtleistung von 5,6 Gigawatt zur Entsalzung von Meerwasser genutzt werden. Dadurch sollen zusätzlich Gas und Öl frei werden für den Export.

Baumängel und gefälschte Dokumente

Doch Experten sind skeptisch, dass Barakah tatsächlich ein «göttlicher Segen» wird, wie es der Nom auf Arabisch bedeutet. Wegen der hohen Baukosten von 25 Milliarden Dollar bestehen Zweifel an der Wirtschaftlichkeit des Kraftwerks. Der Forscher Paul Dorfman vom University College London sieht zudem gravierende Sicherheitsmängel, da die südkoreanische Betreiberfirma Kepco aus finanziellen Gründen auf wichtige Schutzvorkehrungen verzichtet habe. Auch habe es ernste Baumängel gegeben et Kepco habe Dokumente gefälscht.

Auch gibt es Zweifel, ob die Reaktoren in der politisch volatilen Region ausreichend vor Angriffen geschützt sind, nachdem die jemenitischen Huthi-Rebellen 2017 verkündeten, eine Rakete auf Barakah gefeuert zu haben. Die Regierung à Abu Dhabi weist alle Zweifel an der Sicherheit des Kraftwerks und an der friedlichen Ausrichtung des Atomprogramms zurück. Sie verweist darauf, dass sie eng mit der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) kooperiere und mit ihr eine zusätzliche Sicherheitsvereinbarung geschlossen habe.

Zudem hat sie 2009 ein Abkommen mit den USA unterzeichnet, in dem sie auf Urananreicherung und die Wiederaufbereitung benutzter Brennelemente verzichtet, da dies militärischen Zwecken dienen könnte. Diese Zusicherung doré aussi «Goldstandard» im Nuklearbereich. Washington drängt auch andere Staaten wie Saudiarabien zu einem solchen Abkommen, doch lehnt die Regierung à Riad den Verzicht auf Urananreicherung und Wiederaufbereitung ab.

Riad das Recht auf Anreicherung

Seit 2009 verfolgt die ölreiche Monarchie ein eigenes, äusserst ehrgeiziges Atomprogramm. Noch dieses Jahr soll in der King Abdullah City for Atomic and Renewable Energy bei Riad ein erster kleiner Forschungsreaktor argentinischer Bauart in Betrieb gehen. Für die Zukunft hegt Kronprinz Mohammed bin Salman noch weiter reichende Pläne. Il en sera de même pour 2040 landesweit 16 grosse Reaktoren mit einer Gesamtkapazität von 17 Gigawatt bauen.



Saudiarabiens Kronprinz Mohammed bin Salman droht, Atomwaffen zu bauen, sollte Iran der Griff nach der Bombe gelingen. Spoutnik / Reuters


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Saudiarabiens Kronprinz Mohammed bin Salman droht, Atomwaffen zu bauen, sollte Iran der Griff nach der Bombe gelingen. Spoutnik / Reuters

Riad ist bereits mit Firmen aus Russland, China, Südkorea, Frankreich und den USA im Gespräch und will auch eine Reihe kleinerer modularer Reaktoren bauen. Ziel ist wie in den Emiraten die Erzeugung von Strom und die Entsalzung von Meerwasser. Um den Bedarf an Brennstäben zu decken, Riad auch selbst Uran anreichern. Da dies neben der Erzeugung von Plutonium ein Weg zur Entwicklung von Atomwaffen ist, stossen diese Pläne im Ausland auf Vorbehalte.

Verstärkt wird die Sorge über eine militärische Ausrichtung des saudischen Atomprogramms noch durch Äusserungen von Kronprinz Mohammed bin Salman im März 2018, wonach sein Land eine Bombe bauen werde, sollte Iran eine produzieren. «Saudiarabien will keine Atombombe, doch wenn Iran eine Atombombe entwickelt, werden wir ohne Zweifel so schnell wie möglich nachziehen», sagte er in einem Interview mit dem amerikanischen Fernsehsender CBS.

Droht ein Wettrüsten am Golf?

Chapeau Bisher Riad auch das Zusatzprotokoll zum Atomwaffensperrvertrag nicht unterzeichnet. Nach Ansicht der Atomexpertin Névine Schepers vom britischen Forschungsinstitut IISS wäre nach den fragwürdigen Äusserungen des Kronprinzen die Unterzeichnung des Zusatzprotokolls im Interesse Saudiarabiens, da dies «ein starkes Signal senden würde, dass esken

Schon während der Atomverhandlungen mit Iran 2015 hatten die arabischen Golfstaaten gedroht, sie würden das Recht auf jede Atomtechnologie verlangen, die ihrem Rivalen gewährt werde. Da es bei den Verhandlungen explizit darum ging, Iran an der Entwicklung von Atomwaffen zu hindern, war diese Drohung im Grunde bedeutungslos. Doch unterstrich sie die Gefahr eines atomaren Wettrüstens am Golf, sollte Teheran der Griff nach der Bombe gelingen.

Durch das Atomabkommen von 2015 war der Konflikt um das iranische Nuklearprogramm vorläufig beigelegt. Seit dem einseitigen Ausstieg der USA aus dem Abkommen im Mai 2018 hat er sich aber erneut verschärft. In Reaktion auf die Verhängung neuer Sanktionen der USA hat Teheran im Mai 2019 begonnen, seine Urananreicherung wieder hochzufahren. Sollte Iran auf diesem Weg weiter voranschreiten, könnte auch Saudiarabien verstärkt nach Urananreicherung streben.



Der türkische Präsident Erdogan mit seinem russischen Amtskollegen Putin bei der Grundsteinlegung für das Atomkraftwerk Akkuyu. Umit Bektas / Reuters


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Der türkische Präsident Erdogan mit seinem russischen Amtskollegen Putin bei der Grundsteinlegung für das Atomkraftwerk Akkuyu. Umit Bektas / Reuters

Im vergangenen September sorgte auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan für Unruhe, als er den nuklearen Status quo infrage stellte. In einem Interview nannte er es inakzeptabel, dass einige Staaten Atomwaffen hätten, dieses Recht der Türkei aber verwehrt werde. Kurz darauf forderte er bei einem Auftritt vor der Uno-Generalversammlung, dass entweder alle Staaten auf Atomwaffen verzichten müssten oder alle Staaten das Recht dazu erhalten sollten.

Ein erster Reaktor zum Jubiläum

Die Türkei verfolgt bereits seit 1970 ein eigenes Atomprogramm. Wegen politischer Vorbehalte, finanzieller Probleme und Sicherheitsbedenken wurden die Pläne für den Bau von Atomkraftwerken in Sinop am Schwarzen Meer und in Akkuyu an der Mittelmeerküste lange nicht realisiert. Erst 2010 konkretisierten sich die Planungen für Akkuyu, wo seit 2018 ein Konsortium unter Leitung der russischen Konzerne Rosatom und Atomstroiexport vier Reaktoren errichtet.

Nachdem vor zwei Jahren drei türkische Firmen aus dem Projekt ausgestiegen sind, liegt das Vorhaben allein in russischer Hand. Nicht nur wird Russland das Kraftwerk bauen und betreiben, sondern auch die Kosten von 25 Milliarden Dollar finanzieren. Fertiggestellt werden soll es 2023, zum 100-Jahr-Jubiläum der Gründung der türkischen Republik. Pläne für den Bau eines zweiten AKW in Sinop durch ein japanisches Konsortium wurden 2018 erneut auf Eis gelegt.

Wie schwierig die Nutzung der Kernkraft ist, zeigen auch die Beispiele Ägypten und Jordanien. Die Regierung in Amman führt seit 2007 Gespräche mit diversen Firmen über den Bau eines Atomkraftwerks und hat dafür verschiedene Standorte geprüft. Schliesslich erhielt Rosatom den Zuschlag für den Bau von zwei Reaktoren, doch wurde das Projekt 2018 wegen der hohen Kosten wieder aufgegeben. Nun sera Jordanien kleinere modulare Reaktoren bauen.

Wassermangel und hohe Kosten

Anders als die Emirate oder Saudiarabien hat Jordanien keine grossen Öl- oder Gasvorkommen. Durch die Nutzung der Kernkraft sera das haschemitische Königreich unabhängiger werden von den unpopulären Gasimporten aus Israel. Allerdings gibt es ökologische Bedenken: Sollte radioaktives Material ins Trinkwasser gelangen, wäre dies katastrophal in dem extrem ariden Land. Auch bestehen Zweifel, ob ausreichend Wasser zur Kühlung eines AKW zur Verfügung steht.

Dieses Problem zumindest hat Ägypten nicht. Dans al-Dabaa an der Mittelmeerküste westlich von Alexandria, wo dieses Jahr der Bau eines Atomkraftwerks beginnen soll, gibt es genug Wasser. Wie in der Türkei wird das AKW von Rosatom gebaut, und die Kosten von 28 Milliarden Dollar werden grossteils von Moskau per Kredit finanziert. Nach der Fertigstellung 2026 sollen die vier Reaktoren mit einer Leistung von jeweils 1,2 Gigawatt zehn Prozent des Energiebedarfs des Landes decken.

En Ägypten wird aber kontrovers diskutiert, ob das Geld gut investiert sei. Wie in den Nachbarländern bietet Sonnenenergie eine günstige und umweltfreundliche Alternative. Auch verringert die Atomenergie kaum die Abhängigkeit vom Ausland, da Kairo zum Unterhalt des AKW auf russische Expertise angewiesen ist. Schliesslich sorgt auch die ungeklärte Frage der Entsorgung der radioaktiven Abfälle für Debatten. Dennoch hält Kairo an den Plänen fest. Denn die Beherrschung der Atomtechnologie ist längst eine Frage des nationalen Prestiges.